Die Kugelmühle

DIE AINRINGER KUGELMÜHLE
am Franziskusweg/Mühlstätter Graben

Zur Geschichte
Nach mündlicher Überlieferung hat der Mühlstätter Graben oberhalb der Ainringer Pfarrkirche seinen Namen deshalb, weil hier in alten Zeiten mehrere Mühlstätten betrieben wurden. Es waren Kugelmühlen, in denen mühsam von Hand vorbereitete Rohlinge aus Marmor mittels Wasserkraft zu runden Kugeln geformt wurden.

Die Kugelmüllerei war ein kleiner, aber nicht unwichtiger Teil unserer Kulturgeschichte im ehemaligen Fürsterzbistum Salzburg. Ainring war und ist Teil dieser Geschichte.
Der Rupertiwinkel könnte deshalb heute als „Bairisch-Salzburg“ bezeichnet werden.
Auch die traditionsreiche Kugelmühle der Familie Brötzner am Mühlbach in Feld­kirchen (früher Steingütl) ist dafür ein lebendiges Zeugnis.










*) Quellen: Heimatblätter, Beilage „Freilassinger Anzeiger, 66. Jahrgang Oktober 1998. Die Salzburger Kugelmühlen,  Andreas Boestel, Sonderdruck aus HOMO LUDENS VI, Thema Ball-und Kugelspiele. Intern. Beiträge des Institutes für Spielforschung und Spielpädagogik in der Hochschule „Mozarteum“ Salzburg. Fotos: ROHA Fotothek GmbH, Köcher, Gruber


Über 4 Jahrhunderte lang waren die Salzburger Marmorkugeln ein begehrter Handels- und Ausfuhrartikel. Die fertigen Kugeln mussten vom Hersteller frei Haus nach Salzburg geliefert werden und wurden von dort über Nürnberg und Frankfurt verfrachtet. Ziele waren Schiffswerften in Hamburg, Rotterdam, Amsterdam und London.
Die Kugeln wurden in den Kielräumen der Meeresschiffe transportiert und regulierten als Ballast deren Stabilität. Große Kugeln wurden zum Schießen verwendet, kleinere Kugeln, „um in fernen Weltteilen Kinder anderer Völker beim Spielen zu erfreuen und auch dorthin Kunde zu bringen von der Regsamkeit und dem Fleiße der Salzburger“.*)

Ein wesentlicher Bestandteil vieler Salzburger Kugelmühlen stammte aus Ainring: Der sogenannte Schleifer, d.h. der untere Teil war aus Högler Sandstein. Der obere bewegliche Teil mit dem Taufeln, der die Kugeln in den Gängen hält, heißt Läufer und bestand aus Hartholz. Die Herstellung der Marmorkugeln war früher eine sehr mühevolle Arbeit, meist sehr armer Familien unserer Heimat, die damit ein lebenswichtiges Zubrot verdienen konnten. Im Grunde genommen war der Handel mit Marmorkugeln im Salzburger Land, einschließlich dem heutigen Rupertiwinkel, eine frühe Form von Fair Trade, wenngleich der wirtschaftliche Erfolg sehr bescheiden gewesen sein dürfte.

Kugelmüllerei heute
Hans Höglauer sen. und seinen fleißigen Helfern vom Ainringer Kulturverein, namentlich Dr. Wolfram Noreisch, sowie der Gemeinde ist es zu verdanken, dass am Ainringer Klammweg eine neue Kugelmühle entstehen konnte. Sie ist Teil des Ainringer Franziskusweges.

Wir erinnern damit auch an den Fleiß und den Erfindungsgeist unserer Vorfahren, die schon vor Jahrhunderten wussten, wie man Wasserkraft sinnvoll nutzen kann. Die Erlöse aus dem Verkauf der Ainringer Kugeln fließen in soziale Projekte, insbesondere solche der Lebenshilfe Berchtesgadener Land.

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